Neueste
-
Zum Aufbau von Eigenkapital in Betrieben Familienunternehmer fordern Streichung der Erbschaftsteuer im Osten
-
Neue E-Autos Darum setzt VW wieder auf den Polo
-
Heimliche Beziehung zu Mitarbeiterin Wie die Affäre des Nestlé-Chefs den ganzen Konzern in die Bredouille bringt
-
Trotz gemischter Bilanz zum ersten Halbjahr Deutschland führend bei Windkraftausbau in Europa
Ausbildungsstart 2025: Etwas weniger Verträge – aber viele Chancen / BWIHK fordert klare Vorgaben und mehr Praxisnähe an Schulen
2025-09-03
HaiPress
Zum Start des neuen Ausbildungsjahres verzeichnet die Wirtschaft in Baden-Württemberg einen leichten Rückwärtstrend bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Die Zahl der Neuverträge lag im August 2025 bei 34.507,vor einem Jahr waren es noch 35.433 (Stand jeweils zum 31.8.). Das ist ein Rückgang um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Für alle,die noch auf der Suche sind,eine gute Nachricht: Es gibt weiterhin große Chancen,einen Ausbildungsplatz zu finden. Ende August standen in Baden-Württemberg noch über 21.000 offene Ausbildungsstellen rund 10.800 suchenden Jugendlichen gegenüber. Das zeigt für Dr. Susanne Herre,Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart,die im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) für die Themen Ausbildung und Fachkräfte federführend ist: „Wer sich jetzt entscheidet,hat sehr gute Aussichten auf eine passende und attraktive Ausbildung – in ganz unterschiedlichen Branchen und mit besten Zukunftsperspektiven.“
Aufforderung zum Handeln
Für IHK-Chefin Herre sind die leicht rückläufigen Zahlen bei den neuen Ausbildungsverträgen kein Grund zu großer Sorge,„wohl aber eine deutliche Aufforderung,genauer hinzuschauen und gemeinsam mit unseren Partnern an den richtigen Stellschrauben zu drehen“. Sie sieht besonders an den Gymnasien großen Handlungsbedarf in der Berufsorientierung. Noch immer konzentriere sich die schulische Beratung zu stark auf akademische Wege,während die Chancen einer dualen Ausbildung oft zu kurz kommen. „Dabei brauchen wir dringend ein Umdenken: Junge Menschen müssen die Vielfalt beruflicher Möglichkeiten frühzeitig kennenlernen – nicht nur im Klassenzimmer,sondern durch direkten Kontakt mit Betrieben und praktische Erfahrungen.“
Nachbesserungen bei Berufsorientierung und Schulqualität
Für Herre ist die Neufassung der Verwaltungsvorschrift zur Berufsorientierung daher ein wichtiger Schritt,sie fordert aber Nachschärfungen: „Wir brauchen klare Vorgaben statt unverbindlicher Kann-Regelungen. Berufsorientierung (BO) muss verbindlich in allen Schulen verankert werden,mit festen Stunden,klaren Standards und mehr Praxisnähe.“ Konkret verlangt sie: verbindlich festgelegte Unterrichtsstunden und verpflichtende Freistellungen von Lehrkräften zur Begleitung und Umsetzung von BO-Maßnahmen,verbindliche Standards und ein landesweites Monitoring für Bildungspartnerschaften und Praxiserfahrungen sowie regelmäßige Praxiseinblicke auch für BO-Lehrkräfte. „Nur so stellen wir sicher,dass Berufsorientierung nachhaltig wirkt und Schülerinnen und Schüler wirklich fit für Ausbildung und Studium werden“,ergänzt Herre. Auch würden zu viele Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen. Diese seien verlorenes Potenzial für die betriebliche Ausbildung.
Kurzer Branchenblick
Besonders viele neue Ausbildungsverträge wurden in diesem Jahr in der Banken-Branche abgeschlossen mit einem Zuwachs von 9,9 Prozent und 1.824 Verträgen. Deutliche Rückgänge gibt es dagegen in den Bereichen Metalltechnik (Minus 8 Prozent),Elektrotechnik (Minus 7,8 Prozent) und bei den Industriekaufleuten (Minus 8,9 Prozent).
Es fehlt an der Belastbarkeit
Laut einer aktuellen IHK-Ausbildungsumfrage klagen Betriebe,die Schwierigkeiten haben,ihre Stellen zu besetzen,häufig über Defizite bei Schulabgängerinnen und Schulabgängern – insbesondere bei Belastbarkeit (64 Prozent),Disziplin (61 Prozent) und Motivation (52 Prozent). Auch mentale Leistungsfähigkeit (54 Prozent) und sprachliche Grundkompetenzen (52 Prozent) werden kritisch bewertet. Für Susanne Herre ist daher wichtig: „Die Ausbildungsreife junger Menschen in Baden-Württemberg ist für viele Betriebe ein zentrales Anliegen. Hier müssen wir den Hebel gemeinsam ansetzen,zum Beispiel durch eine engere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben. Denn wer frühzeitig Kompetenzen fördert,ebnet jungen Menschen den Weg in eine erfolgreiche Zukunft.“
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es,in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-,Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag